Pastor Prassel auf der Rollbahn

von Elisabeth Ippen

Gerade in unserer Zeit, die so nach Vorbildern ruft, gedenkt man gerne der Menschen, die in schwerer, gefährlicher Zeit unbeirrt und mutig ihren Weg gingen, still und ohne Sensationshascherei das Richtige (Gute) taten und Hilfe brachten wo Not war.
Heute spricht man viel von Ökumene, Pastor Prassel übte sie, indem er notleidenden, armen evangelischen Mitbürgern regelmäßig Lebensmittel brachte.
Ich sah ihn oft mit gefüllten Taschen sein Damenfahrrad besteigen - er trug ja immer die lange Soutane, die damalige Priesterkleidung - da wäre eine Fahrt auf dem Herrenrad unmöglich gewesen.
In Erinnerung an unseren beliebten Pastor Prassel will ich eine Begebenheit erzählen, die sich in unserer Pfarre vor gut 45 Jahren ereignete.

An einem Morgen stand ein Mann an unserem Hof, dem Offermannshof in der Weiler Straße. Er klopfte an die Haustüre. Ruhig und still stand er da und bat um Brot.
Er gab sich als Kölner KZ-Häftling zu erkennen, und daß er mit noch anderen KZ-Häftlingen an der Rollbahn in Pesch arbeitete. - Die Rollbahn bei Pesch ist den älteren Mitbürgern noch ein Begriff. Sie sollte als Startbahn für die deutschen Kampftlugzeuge vom damaligen Militärflugplatz "Butzweilerhof" über die alte Escher Straße, Longerich, Pesch in Richtung Esch angelegt werden. - Nachdem er das Brot in seine Rocktasche gesteckt hatte, ging er hinüber in Pfarrhaus. Dort blieb er lange Zeit. Etwas später bestieg Pastor Prassel sein Fahrrad und fuhr über den Volkhovener Weg zu den KZ-Häftlingen.
Dieser Mann, der am Morgen bei uns gewesen war, war katholischer Priester. Pastor Prassel fuhr in der folgenden Zeit täglich auf das Rollfeld hinaus. Wieviel Trost mag er diesen armen Menschen gebracht haben! Er fuhr immer in Priesterkleidung! Beachtlich ist auch, daß die Bewachungsmannschaft so menschlich war und dieses duldete. - Die Rollbahn wurde nicht fertig gebaut, und die Häftlinge bald zurückgezogen.