Um die Jahrhundertwende wurde die reife Getreidefrucht noch mit der Hand gemäht, und zwar mit der Sense. Auf der Scheunentenne wurde jeweils eine Lage Frucht ausgebreitet. Drei Männer schlugen mit einem Dreschflegel im Dreiertakt auf die Ähren. Dabei wurde das ausgedroschene Stroh von Körnern und Spreu getrennt. Mit einer Holzmaschine, Wannmühle genannt, die von Hand gedreht, wurde die Spreu von der Körnern geblasen. Die so gesammelten Getreidekörner wurden in Säcke gefüllt und auf den Fruchtspeicher getragen. Das Stroh bündelte man und legte es in der Scheune ab.
Selbst in späteren Jahren war die Getreideernte immer noch Schwerstarbeit. Mit einer Schneidemaschine, die von einem Pferd gezogen wurde, fuhr der Bauer, auf dem Gerät sitzend, am Getreide entlang. Das abgeschnittene Getreide wurde durch eine Haltevorrichtung auf der Maschine gesammelt. Wenn die Menge für eine Garbe geschnitten war, bediente der Bauer mit dem Fuß einen Hebel, und die Frucht fiel als offene Garbe auf die Erde. Frauen vom Hof und aus der Nachbarschaft banden diese losen Halme mit einem Strohband zusammen und legten sie zur Seite, damit der Bauer mit seiner Maschine wieder vorbeifahren konnte. Jede Frau hatte ungefähr zwanzig Garben in der Reihe zu binden. War das Feld ganz abgemäht, stellte man die Garben zu je fünf Paaren geordnet zum Trocknen auf das Stoppelfeld. Später wurde die Ernte in die Scheune gefahren. Wenn das Getreide zusammengefahren war, gab es am Abend im Hause ein Erntedankfest für die Familie. Die Bauersfrau kochte ein gutes Essen für die ganze Familie. Nach der schweren Arbeit schmeckte es allen vorzüglich. In der Gastwirtschaft an der Ecke wurde in einer Kanne Bier geholt, welches gut mundete.
In der Scheune lagerte die Ernte bis zum Winter. Erst dann begann das Dreschen. Dies geschah mit einem sogenannten "Goebel", den viele Bauern hinter der Scheune errichtet hatten. Es war eine Weiterentwicklung des Dreschflegels. Die Kraft des Menschen wurde nun durch Pferdekraft ersetzt. Ein Pferd mußte an einem langen Balken stundenlang im Kreis laufen, um dieses Gerät in Betrieb zu halten. Ein Junge sorgte, daß das Pferd immer weiterging. Hierzu eine wahre Begebenheit: Im Winter war es oft sehr kalt, und das Pferd ging zu langsam. Da rief der Bauer dem jungen Treiber zu: ,Du mußt auch mal mit dem Pferd brüllen." Darauf der Treiber: "Et es zo kalt für zu brölle."
In den zwanziger Jahren kam dann der sogenannte Selbstbinder auf den Markt. Das war eine Weiterentwicklung der Schneidemaschine. Die Getreidehalme wurden geschnitten, sortiert, mengenmäßig zu Garben gefaßt, gebunden und dann weit zur Seite in gleichen Abständen ausgeworfen. Diese Maschine mußte nun, je nach Größe, von zwei oder drei Pferden gezogen werden. Das Sammeln und Aufstellen der Garben zum Trocknen mußte nach wie vor von Hand getätigt werden.
Nachdem das Getreide durchgetrocknet war, wurde es mit Erntewagen von allen Feldern zu einem Sammelplatz gefahren. Hier wurden die einzelnen Getreidesorten als Schober errichtet. Zwischen den Schobern wurde ein Fahrweg freigehalten. Hier wurde später die Dreschmaschine aufgestellt. Diese bestand aus dem eigentlichen Dreschkasten und der Strohpresse. Angetrieben wurde sie durch eine Dampfmaschine. Diese Dampfmaschine zog die Dreschgeräte von einem Bauern zum anderen und auch von Dorf zu Dorf. Die Fortbewegungsgeschwindigkeit auf der Straße betrug ca. 2 km (von Sinnersdorf nach Esch) in einer Stunde.
Die Landwirte halfen sich beim Dreschen gegenseitig mit Pferden, Wagen und Arbeitskräften aus. Zwei Maschinisten begleiteten ständig die Maschine und überwachten die Arbeiten. Die Dampfmaschine benötigte zum Betrieb Kohle und Wasser. Der betreffende Bauer mußte diese in großen Mengen beschaffen. Pferdekarren und Jauchefaß dienten als Transportmittel. Der Bäuerin fiel die wichtige Aufgabe zu, die beiden Maschinisten gut zu verpflegen.
Bevor nun das Dreschen begann, wurden die einzelnen Arbeitsaufgaben verteilt. Mehrere Frauen warfen die Garben vom Getreideschober auf den Dreschkasten. Hier wurden die Garben von zwei Frauen aufgeschnitten und in den Kasten gestreut. Dabei wurde Stroh, Spreu und Korn voneinander getrennt. Das Stroh wurde zu schweren Ballen gepreßt und zu einem riesigen "Barm" (Strohschober) aufgetürmt. Die wertvollen Körner liefen über die Abfüllanlage der Dreschmaschine in Jutesäcke. Hier befand sich meistens der Bauer. An seinem Gesicht konnte man die Güte der Ernte ablesen.
Kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges kamen die ersten Mähdrescher ins Rheinland. Nun hatte alle Handarbeit ein Ende, es wurde in einem Gang gemäht und gedroschen. Das Korn wurde nicht mehr in Säcke abgefüllt, sondern offen als Wagenladung abtransportiert. War das Stroh gepreßt und in die Scheune gefahren, befand sich alles unter Dach und Fach.
Unkrautvernichtungsmittel, die heute überall bekannt und in aller Munde sind, gab es früher nicht. Dafür setzte die Feldarbeit für die ganze Familie schon im Frühjahr ein. Sobald die Felder bestellt und besät waren, schoß auch das Unkraut mit aus dem Boden. Männer, Frauen und selbst Schulkinder bildeten eine Kette und stachen auf den Feldern Disteln aus. Später wurde der Hederich von Hand ausgezupft.
Futter- und Zuckerrüben waren in Reihen gesät. Die in der Reihe dicht stehenden Rübenplanzen mußten geeinzelt und später gehackt werden. Es war eine mühevolle Arbeit, die in gebückter Stellung meistens von Frauen verrichtet wurde. Die Pflanzen mußten einzeln im Abstand von 30 cm stehen. Nachdem einkeimiger Samen gezüchtet wurde, wuchsen die Pflanzen nicht mehr in Büscheln, sondern einzeln heran. Moderne Hackmaschinen hielten zwischen den Reihen den Boden locker und unkrautfrei. Nun war kaum noch Handarbeit nötig.
Im Herbst wurden die Rüben alle von Hand ausgemacht. Futterrüben wurden aus dem Boden gezogen und parallel in Reihen abgelegt. Zum Ausmachen der Zuckerrüben, die tiefer im Boden steckten, bediente man sich einer kurzstieligen, festen Eisengabel, um die Pflanzen auszuheben. Die abelegten Rüben wurden durch ein scharfes Schnittmesser von den Blättern getrennt. Die abgeköpften Rüben wurden zu Haufen zusammengeworfen und später mit dem Pferdekarren zur Futterrübenmiete bzw. mit dem Pferdewagen zur Zuckerfabrik gefahren. Die Rübenblätter wurden ebenfalls zu Futterzwecken zusammengefahren. Heute geht alles maschinell mit dem Rübenroder und dem Aufladekran.
Männer aus dem Dorf Esch, die ihren Lebensunterhalt nicht in der Landwirtschaft verdienten, hatten auch einen schweren und langen Arbeitstag. Öffentliche Verkehrsmittel gab es nicht, so blieb meistens nur der Fußmarsch als Ausweg.
Nachbarskinder stritten sich einmal auf dem Schulweg. Die einen sagten: "Euer Vater hat einen Bart." Darauf entgegneten die anderen: "Unser Vater hat keinen Bart." "Doch, doch, euer Vater hat wohl einen Bart," sagten die Ersteren wieder. "Da müssen wir am Sonntag doch mal sehen, ob unser Vater wirklich einen Bart hat war ihre Antwort. Die eigenen Kinder wußten es nicht, weil ihr Vater schon am frühen Morgen, (fast zur halben Nacht) mit Kollegen zu Fuß nach Köln-Nippes ging. Dort im Ausbesserungswerk der damaligen Reichsbahn waren die meisten Männer beschäftigt. Der einfache Fußweg betrug ca. 2 1/2 bis 3 Stunden. Diesen strapaziösen Marsch mußten die Männer täglich zweimal auf sich nehmen, ganz gleich, ob es hagelte, regnete oder schneite. So kam es, daß die Kinder ihren Vater nur sonntags sahen, weil sie an den Arbeitstagen noch schliefen, wenn der Vater morgens wegging und abends, bei seiner späten Rückkehr, auch schon wieder im Bett waren.