Das alte Esch, heute Köln-Esch, wie sah es noch vor 60 - 70 Jahren hier aus'!
Wir Kinder konnten noch auf den Straßen spielen! Sonntags war dies auch für die Erwachsenen ein Vergnügen: Diabolo, Dilldopp schlagen, Ömmerspiel, Reifenlaufen, Kappenball, Ringelreihen. Wer kennt es noch all?
Die Straßen waren noch nicht asphaltiert. Und jeder hat samstags vor seinem Haus gekehrt! Im Herbst waren die Straßen oft voller Schlamm. Wenn
bei der Rübenernte Regenwetter war, brachten die Pferdefuhrwerke viel Dreck mit ins Dorf vom Acker. Dann wurden die Straßen von Wegewärter mit einer Harke abgeschlammt. Es
gab ja keine Bürgersteige, und alle Fußgänger mussten die Straße benutzen. Am Anfang dieses Jahrhunderts gab es im Dorf kein Auto.
Das Regenwasser lief von allen Straßen zum großen Weiher, zum alten Weiher oder in den "Kantepohl". Letzterer befand sich an der Kreuzung Weiler Straße/Volkhovener Straße. Auf den alten Weiher weist heute nur der Straßenname hin und ein fester Platz
lässt nicht ahnen, dass dort 2 Kinder im Schlamm erstickt sind. Der große Weiher reichte von der Fronhofstraße bis zur Damianstraße und war im Winter bei Frost eine richtige Eisbahn. Kinder fuhren Schlitten und schlugen Bahn. Schlittschuh laufen sah man Jung und Alt! Damen und Herren liefen Figuren ganz elegant!
Trat aber Tauwetter ein, war es eine Gefahrenquelle für Groß und Klein. Leider sind in den zwanziger Jahren auch Kinder ertrunken, obwohl ein mutiger Retter, Artur Pelzer, in die Eisschollen sprang. Ihm wurde auch die Rettungsmedaille verliehen.
Im ersten Weltkrieg haben wir Schulkinder in der Laach das Laub von den Bäumen säckeweise als Futter für die Militärpferde gesammelt. Auf den abgeernteten Feldern sammelten wir Ähren, die in der Schule aufgestapelt wurden, bis eine Fuhre zusammen war zum Dreschen. Dadurch hatten wir auch Mäuse in der Klasse, die dann für Aufregung sorgten! Während des Krieges und auch schon vorher landeten häufig Flugzeuge auf den Feldern um unser Dorf - Eindecker und Doppeldecker. Da liefen wir natürlich hin. Manchmal war es eine Bruchlandung. Einige konnten wieder starten, wieder andere lagen tage-, ja wochenlang in den Feldern.
In Esch waren vor dem 1. Weltkrieg drei Gaststätten mit Saal und Kegelbahn; letztere natürlich mit Handbetrieb. In den Sälen Esser und Schmitz gab es eine Bühne, wo Theater gespielt wurde. Schon um die Jahrhundertwende gab es im Ort einen Theaterverein. Ein Förderer und Kulissenmaler war damals der Johann Schmitz, genannt der "Pötz".
Auch von den Schulkindern und dem Jungfrauenverein wurden Theaterstücke aufgeführt. Nach dem letzten Krieg lebte dieser schöne Brauch bei der Pfarrjugend wieder auf. Als 1955 die Frauen-Gemeinschaft hier in der Pfarre gegründet wurde, haben seitdem auch die Frauen so manches Fest mit einem Theaterspiel verschönt.
In Esch gab es viele Bauern. Außer den vier Gutshöfen noch 20 kleinere Höfe. Dabei gab es Einspänner, Zweispänner und Ochsenspänner. Der Wernershof gehörte vor 80 Jahren dem Ökonomierat Bollig aus Köln. Der Fronhof, der damals der Stadt Köln gehörte, wurde schon in der dritten Generation von der Familie Müngersdorff bewirtschaftet. Auf dem Schornshof lebte die Familie Becker. Der Hof Horstkotte stammt vom Urgroßvater Josef Hövel.
Es waren ein Schuster, ein Schreiner, ein Sattler und eine Schmiede im Ort. Ferner drei kleinere Spezerei-Geschäfte: Göbels, Breuer und Ammerahl. Dazumal waren die Lebensmittel lose in Säcken und wurden abgewogen. Rübenkraut, schwarze Seife, Petroleum und Salzheringe waren in Fässern vorhanden.
Unsere Vorfahren haben auch das Brot selber gebacken. Fast in oder bei jedem Haus gab es einen gemauerten Backofen. Darin wurden zur Kirmes auch Blatz und Hefekuchen gebacken. Schlachtete man zur Kirmes einen Bock, dann kam dieser in den Bräter und auch in den Backofen. So gehörte ja auch fast zu jedem Haushalt etwas Vieh, ein Garten oder ein Acker. Dazu Hühner, Ziegen und ein Schwein.
Zur Pfarre Esch gehörten Esch, Pesch, Auweiler und Orr. 1918 gab es in Esch 80 Häuser. Früher hatten die alteingesessenen Einwohner fast alle einen Beinamen, der teils von einer Person oder vom Beruf des Mannes abgeleitet war.
Die Vereine, die auch die Dorffeste gestalteten, waren der Junggesellen-Verein und der Kriegerverein. Heute liegt dies alles in den Händen der Dorfgemeinschaft.
1880, als meine Mutter eingeschult wurde, ging sie noch in die Schule am Kirchberg, die heute noch steht. Da nicht direkt genug Bänke vorhanden waren, saßen die Kleinen auf dem Fußboden. Es war auch nur ein Lehrer zu der Zeit in Esch. Für die Mädchen gab es etwas später im Damianshof einen Raum, wo sie Handarbeit lernten.